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September 2019

Ein Handicap wurde entsorgt . . .

Am Dienstag, dem 02.10.2018 fanden wir einen kleinen Welpen, ca. 3 Monate alt, an einem verlassenen Haus. Es war nicht zu übersehen, dass er Probleme mit dem Sehen hat! Wieder einmal wurde feige ein hilfloses Welpchen einfach ausgesetzt.

Er wurde erstmal in Sicherheit gebracht, bis wir eine Lösung für den Kleinen gefunden hätten. Auch einen Namen bekam der Kleine: Baguera.

  Video - Der arme Baguera

Schnell wurde jedoch klar, dass die Blindheit nicht das einzige Problem war, mit dem Baguera zu kämpfen hatte. Nachdem er nur einige wenige Stunden in Sicherheit war, fingen die Attacken an . . . Baguera hatte epileptische Anfälle!

Auch auf dem Weg in die Klinik bekam er Anfälle, und die setzten sich bei VetMadeira in regelmäßigen Abständen fort. Armer kleiner Baguera! Als er Besuch in der Klinik bekam, erkannte er niemanden! Es tat weh, ihn so hilflos zu sehen.

Mitte Oktober 2018 fingen die Medikamente bei Baguera an zu wirken. Er war zwar immer noch hyperaktiv, aber die Attacken hatten sich beruhigt! Er war bei seiner Pflegefamilie gut aufgehoben, aber wie lange er dortbleiben konnte wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand - Armer Schatz!

Mitte November war es dann soweit: Baguera durfte auf eine neue Pflegestelle, wo er professionelle Hilfe bekam und hoffentlich so eingestellt werden könnte, dass für den Kleinen ein fast normales Leben möglich wäre! Das war eine große Chance für Baguera!

Ende November 2018 machte der Kleine bereits erste Fortschritte

Baguera geht es besser

Baguera ist ein cleverer junger Hund, der schnell lernt. Trotz seiner Sehbehinderung stößt er kaum an im Haus, er ist körperlich geschickt, spielt begeistert mit seinem Spielzeug-Strick und schleudert ihn durch die Gegend. Erstaunlicherweise findet er ihn auch sofort ohne langes Suchen.

Er läuft gut an der Leine, lässt man ihn auf gesichertem Gelände frei laufen, bemerkt man seine Sehbehinderung allenfalls wenn er schnell läuft. Beispielsweise wenn er mit anderen jungen Hunden spielt.

Baguera orientiert sich hervorragend am hellen Fell anderer Hunde, offenbar kann er ganz gut Hell und Dunkel sehen und unterscheiden. Er ist sehr gut mit anderen Hunden sozialisiert. Offenbar findet er sich sehr gut über sein Gehör und auch über seine Nase zurecht.

Zum damaligen Zeitpunkt würde der kleine Kerl, der bereits 10 kg auf die Waage brachte, schätzungsweise sicher mal seine 16-18 kg wiegen und 45 cm Schulterhöhe erreichen. Er sollte auf Grund seiner eingestellten Epilepsien in einen ruhigen geregelten Haushalt leben, um unnötige Aufregungen für sein empfindliches Gehirn zu vermeiden und die regelmäßige Tabletteneinnahme morgens und abends - die Kosten sind gering - zu garantieren.

Idealerweise zu einem bereits vorhandenen (hellhaarigen) Hund, an dem er sich orientieren kann (so eine Art Blindenhund für den sehbehinderten Hund) und der ihn liebevoll unter die Fittiche nehmen kann.

Epilepsie ist nicht so selten bei Hunden, vielleicht findet sich sogar jemand, der damit bereits Erfahrung hat und weiß, dass man mit dieser Krankheit ein gutes langes Leben haben kann.

Baguera fühlte sich pudelwohl, anders kann man es nicht beschreiben. Seit er auf seiner neuen PS war, hatte er keine Attacke mehr. Er wurde gut eingestellt. Natürlich wächst er und wird schwerer und demnach muss die Dosis erhöht werden.

Die Medikamente wirken

Baguera war auf einem guten Weg! Mitte Dezember hatte er bis auf wenige Unruhephasen, keine Anfälle mehr. Wenn er Gesellschaft hatte, die anderen Jungs und Mädchen aufmischen konnte, dann ging es dem Kleinen gut.

Am 19.01.2019 bekam dann Baguera seine große Chance und konnte mit Flugpaten seinem Glück nach Deutschland entgegenfliegen. Dank den lieben Flugpaten lief alles schnell und unkompliziert ab, sogar die Kosten wurden für den „Kleinen“ übernommen

Seiner Pflegemama, die den agilen, aufgeweckten Jungen sehr ins Herz geschlossen hat, fiel es nicht leicht ihn loszulassen, aber sie hat alles für ihn getan was menschenmöglich war und ihr ist es zu verdanken, dass er stabil auf seine Pflegestelle nach Deutschland abfliegen konnte.

Auch in Deutschland bekam Baguera eine Pflegemama mit sehr viel Erfahrung im Umgang mit Epilepsie-Hunden. Da er Katzen bereits kannte, sollte er auch hier keine Probleme haben mit den Samtpfötchen – wobei er sogar, wenn alles gut klappt, eine Option auf eine Endstelle hat.

Streng dich an BAGUERA!

An dieser Stelle auch ein muito obrigada an das Deutschland-Team – ohne euch wären solch kurzfristige Aktionen für die Tiere nicht möglich! Wie oft wart ihr Sprungbrett für ein neues, glückliches Tierleben.

Begleitet von unseren besten Wünschen kam der „kleine Mann“ also in seiner neuen Heimat an. Bleib stabil BAGUERA und lasse dich nicht zu Attacken hinreißen. Es begleiten dich mehr als 1000 liebe Wünsche. Einer davon – dass du ganz gesund wirst und bleibst! Du schaffst das!

Anfang Juni 2019 - Gute Nachrichten

Baguera ging es prima mit den Medikamenten und der speziellen Ernährung. Trotzdem wollte er anscheinend, oder konnte er nicht - sauber werden. Er wog mittlerweile 15 kg und war knapp 40 cm hoch. Er schielt leicht, was ihm aber einen besonderen Reiz verleiht. Baguera ist kein bisschen beherrschend bei Artgenossen, sondern tritt bei Konfrontationssituationen sofort den Rückzug an.

Er fordert bei seinen Menschen Aufmerksamkeit ein und genießt es inzwischen auch (was er vorher gar nicht mochte), wenn man seine Brust und den Bauch krault. Wobei er sich nie hinlegt, Kraulen muss im Sitzen stattfinden, da gibt es wohl noch ein Vertrauensproblem.

Baguera darf so lange bei seiner neuen Pflegemama bleiben, bis sich die richtigen Menschen für ihn finden.

Mittlerweile ist es Ende September 2019

Baguera hat sich gut eingelebt in Deutschland

Baguera hat sich inzwischen gut eingelebt, ist ruhig, freundlich zu jedem, absolut friedliebend. Wird er von einem anderen Hund angemacht, dreht er sich schnell um und geht weg. Er mag auch Katzen, spielt sehr gerne mit Artgenossen und hat keinen Jagdtrieb.

Zwar sieht er schlecht - bei Nacht deutlich schlechter als bei Tag- aber ausreichend genug, um sich zu orientieren. Zumal er einen gut ausgeprägten Geruchssinn hat. Im Freien nimmt er die Spur eines zweiten Hundekollegen auf und folgt ihm damit sicher überall hin. Fährtenarbeit wäre zu seiner geistigen Auslastung sehr gut geeignet.

Wird er gerufen, hört er sehr gut und kommt sofort. An Straßenverkehr muss er sich noch etwas gewöhnen. Beim Spazierengehen dreht er sich oft um, setzt sich vor den Menschen hin und erwartet eine kleine Belohnung - er macht Sitz auf Kommando.

Was Baguera braucht

Baguera braucht ruhige Familienverhältnisse ohne Kinder, ideal wäre ein Zweithund. Ganz wichtig ist ein geregelter Tagesablauf mit geregelten Zeiten, speziell auch für die zuverlässige Medikamentengabe:

  • Morgens um 07:00 Uhr: 100mg Luminal, 400mg Pexion gegen Epilepsie, 500mg Sulfasalazin(Salazopyrin) für den Darm
  • Nachmittags um 16:00 Uhr: Das Gleiche gegen Epilepsie und für den Darm

Hitze verträgt er schlecht, 40° wie im Sommer ist zu viel, es besteht dann erhöhtes Anfallrisiko.

In sein Trockenfutter Hypoallergen von Royal Canin soll er lange gekochten Karottenbrei (stopft) sowie 1 Esslöffel Olivenöl bekommen. Er isst gern auch feingeschnittene Äpfel und Bananen im Futter. Am Kopf mag er sich nur ungern anfassen lassen, lässt sich aber gern an der Brust und an der Schulter kraulen

Er bräuchte einen Menschen, der aufmerksam beobachtet, um einen drohenden Anfall zu erkennen, damit er gleich abgefangen werden kann (Stesolid 10mg bereithalten). Es kann sein ,dass er entweder ganz still wird vor einem Anfall oder aber sehr hektisch.

Prima wäre es, wenn ein weiterer Hund in seinem Alter in der Familie wäre oder in der Nachbarschaft.

Wer ist bereit dazu Baguera aufzunehmen und ihm zu zeigen, dass es auch viele gute Menschen gibt, die ein Tier mit leichten Handicaps nicht entsorgen wollen, sondern ihm die Chance auf sein wohlverdientes, glückliches Leben zu geben . . .

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