Eine Adventsgeschichte von einem kleinen mutigen Mädchen
Püppchen Teil 1
Püppchen liegt in ihrem Körbchen, warm, sicher, behütet – man sieht ihre rosa Zungenspitze, während sie vor sich hinträumt und leise schnarcht und man kann sicher sein, dass es ihr gut geht, dass sie sehr glücklich und zufrieden ist. Unser Glück ist kaum in Worte zu fassen. Das kleine mutige Mädchen hat es geschafft und es scheint im Nachhinein so, als hätte Püppchen all das durchmachen müssen - um genau da anzukommen, wo sie jetzt ist! ZUHAUSE!
109 Tage war sie unterwegs. Unterwegs im Hunsrück – in einem für sie unbekannten Land, das so weit, riesengroß und anders war, dass sie sich entsetzlich fürchten musste! Die dunklen Wälder hörten nur auf, um offenen Getreide-u. Stoppelfeldern Platz zu machen; man kam nirgends an, ein unerträglich großes Land, das nicht aufhören wollte, egal wie weit man rannte – all das kannte sie nicht. Das war gewiss nicht das, was sie sich erträumt hatte! Dieses Deutschland war nicht was sie wollte, war nicht ihr Zuhause. Sie fühlte sich verloren!
Püppchen, nur 7 kg schwer, lebte zuvor auf den Straßen der Hauptstadt Funchal/Madeira, als sie von Ana gerettet wurde. Wirklich gerettet, denn sie hätte eine Geburt auf der Straße nicht überlebt, da sie sich mit einem großen schwarzen Rüden eingelassen hatte. Ana nahm sie zu sich auf Pflege, umsorgte sie, gewann ihr Vertrauen und die Kleine wurde nach der abgeklungenen Hitze kastriert. Eine innige Liebe entwickelte sich zwischen Ana und ihrem Püppchen. Beide weinten, als sie sich am 13.08.2020 am FH CR7 verabschieden mussten. Aber Ana wollte für Püppchen nur das Beste, ein wunderschönes Leben, ein besseres Leben als das, was sie ihr hier auf Madeira hätte bieten können, mit all den anderen Pflegehunden und Kolonien, um die sie sich kümmern musste. Püppchen sollte eine kleine Prinzessin sein: Das war der Grund, warum ihre Pflegemama sie schweren Herzens hat abfliegen lassen.
Nach nur 6 Stunden bei der neuen Familie in Deutschland war Püppchen weg!
Seit dem 14.08.2020 auf sich allein gestellt, hat Püppchen sich im 35° heißen Hunsrück-Sommer durchgeschlagen. Ihr Mut half ihr dabei zu überleben. Aber sie wusste nicht wohin! Rannte durch die Gegend – immer in Panik. Viele Menschen, die es nicht besser wussten und ihr nur helfen wollten, probierten sie einzufangen. Das war das Schlimmste für sie, trieb sie unaufhaltsam weiter und Püppchen wurde immer misstrauischer!
Sie konnte nicht ahnen, dass Janina bereits die Rettungsaktion eingeleitet hatte. Inge mit Familie, Melanie und die Schnüffelhelden probierten täglich die Kleine zu sichern, es wäre so einfach gewesen für Püppchen – sie hätte nur vertrauen müssen, aber das konnte sie nicht. Es wurden Futterplätze eingerichtet - aber Püppchen nahm sie nicht an. Die große Distanz zum Saarland tat ihr Übriges und obwohl Janina, Jessica, Sabine, Susanne, Elke und Jessy Ke persönlich im Hunsrück unterstützten, konnte Püppchen nicht gesichert werden. 1 ½ h hin und wieder 1 ½ h zurück kosten viel Zeit, wenn man ganztags arbeitet, da bleibt nicht genügend Zeit vor Ort. So konnte es nicht weitergehen. Wir brauchten mehr Manpower im Hunsrück! Wir fanden Tatjana.
Ana kam am 20.08.2020 von Madeira geflogen, um ihr Püppchen zum 2. Mal zu retten. Jessy Ke holte sie gegen 23h in FRA am Flughafen ab und wollte sie ins Hotel bringen. Weit gefehlt… Ana wollte noch in der Nacht sofort nach Rhaunen, dorthin, wo man Püppchen zuletzt gesehen hatte. Und so ging es auch weiter: Nächtelang war das Team, mittlerweile bestehend aus Tatjana, Ana, Sven, Werner, Andrea und Christine (die extra aus FRA angereist war) wach, um herauszufinden, wo sich Püppchen aufhält, um dann Futterstellen einzurichten zu können. Ana durfte nach ein paar Tagen aus dem Hotel zu Tatjana ziehen - in Rhaunen war Ana näher am Geschehen - und später übernahm Andrea den Gast aus Funchal. Die Drohnenspezialisten aus Mainz wurden eingeschaltet – hatten aber keinen Erfolg. Als Tatjanas kleine Hündin Bella an einem unterirdischen, langen Betonrohr anschlug, waren wir sicher, dass Püppchen sich dort drin versteckt hatte. Große Hoffnung bei uns allen. Ana saß die ganze Nacht draußen und sprach sanft auf „Ihr Püppchen“ ein. Sie kam nicht raus. Der Chef der Firma Carsten Schneider GmbH kam mit einer Teleskop-Kamera, um Licht ins Dunkel zu bringen. Kein Erfolg. Als Püppchen am nächsten Tag ca. 25 km von Rhaunen gesichtet wurde, war klar – egal was in dem Betonrohr sitzt – Püppchen ist es nicht!
Als sich Werner, Andrea und auch Christine nicht länger an der Suche beteiligen konnten, wurde ein Fahrdienst aufgestellt, dass Ana und Tatjana, die ohne Auto waren, mobil blieben. Täglich kamen Streetdogs-Freunde in den Hunsrück; zu den oben bereits Genannten auch Julia G., Rosemarie, Tanja, Steffi, Inka, Myriana, Marianne, Peter und Christel - zum Flyern und einfach um vor Ort zu helfen. Auch die moralische Unterstützung für Ana war sehr wichtig, die oft weinte und am Verzweifeln war. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie Püppchen hatte gehen lassen; dass die kleine ohne Schutz da draußen herumirrte. Wir selbst hatten uns so sehr gewünscht, dass Püppchen in Anas Arme „fliegt“, hatten so viel Hoffnung in Anas Kommen gesetzt. Aber Püppchen zeigte sich auch von Ana unbeeindruckt. 21 lange Tage und Nächte – und keinen Schritt weiter. Ich bat die Happy Streetdogs um finanzielle Unterstützung – und unsere interne Gruppe ließ uns nicht im Stich.
Nachdem der Name Tanja Axmann sowohl bei Christel Helfgen als auch bei Andrea Heim gefallen war und man mir nur Positives berichtet hatte, rief ich Tanja am 02.09.2020 an. Die Verzweiflung bei uns allen war zu spüren; nach fast 3 Wochen ohne den geringsten Erfolg mussten wir rund um die Uhr professionell betreut werden, wollten wir unser Schätzchen zurückhaben. Von Anfang an hatte ich großes Vertrauen in Tanja, sie versprach an unserer Seite zu sein und dieses Versprechen hielt sie. Als erstes verhing Tanja eine Nachrichtensperre! Es musste Ruhe einkehren – für Püppchen. Als das Sicherungs-Team ganz schnell durch Petra und Marina erweitert wurde, gab es wieder Hoffnung. Die Sorge um Püppchen war so groß und mit diesen 3 engagierten, tollen Frauen an unserer Seite konnte es gelingen, musste es gelingen. Wir erkannten, dass auch unser kleines zartes Püppchen nach den Wochen auf der Straße immer mehr zu verwildern schien. Sie rannte meist die ganze Nacht - bis zu 30 km - mal in den Norden, mal in den Süden; dann wieder wurde sie im Westen oder Osten von Rhaunen gesehen. Eine Laufkarte wurde angelegt, um alle Sichtungen einzutragen. Es wurde vor Ort geflyert! Dabei half uns Wiebke sehr und druckte sofort 1000 Flyer für uns. Auch bekamen wir Hilfe von Marvis. Als klar war, dass Püppchen immer wieder nach Rhaunen zu den Supermärkten zurückkehrt, stellten Petra und Marina vom Sicherungs-Team die erste Lebendfalle. Wir brauchten mehr Kameras und wieder halfen die Happy Streetdogs. Andrea, Evelyne, Elke, Marco, Katharina, Martina, Julia und Annemarie bestellten sie und Rosemarie brachte sie nach Rhaunen. Jetzt wussten wir wenigstens wen wir in der Nacht fütterten, ob Fuchs oder Katze. Das bekam Ana noch mit, als sie am 09.09. 2020 von My zu Christine nach FRA gebracht wurde und am 10.09.2020 unverrichteter Dinge, weinend ohne Püppchen abfliegen musste. Die Kleine irrte immer noch draußen rum. Es war ein Drama.
Es ist unvorstellbar durch welche Höhen und Tiefen wir gegangen sind. Jede Nacht die Hoffnung, dass sie in die Falle geht. Jeden Morgen die Enttäuschung – wieder nichts! Wir stießen auch auf Unverständnis, da man meinte wir würden zu viel „Aufhebens machen“ für einen kleinen Straßenhund – sie wussten nicht, dass wir alle, Streetdogs-Team und Sicherungs-Team unser Püppchen nie im Stich lassen würden. Tatjana hat die Falle jeden Tag neu bestückt und Wurstwasserspuren gezogen. Eine Menge Arbeit, aber Püppchen hatte nicht vor uns zu erhören.
Am 13.09.2020 – es war Petras Geburtstag, Gäste hatten sich angesagt – ging die Falle nicht auf. Petra und Marina fuhren kurzentschlossen in den Hunsrück. „Geburtstage werden im Allgemeinen überbewertet“. Ein unglaubliches Sicherungs-Team! Gott sei Dank, dass wir sie an unserer Seite hatten!
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